Dr. Erna R. Fanger und Hartmut Fanger MA
Seit über 25 Jahren erfolgreiche Dozenten für Kreatives und Literarisches Schreiben, Fernschule, Seminare, Lektorat
Neues aus unserer Website: Unter Offene Schreibgruppen online und Aktuell finden sich alle Infos & Termine. Den März in der Poet’s Gallery bestreitet Barbara Monika Wagner mit „Die Großmutter“ – unter die Haut gehendes Zeugnis unbarmherziger Sexual-Moral zur Zeit unserer Altvorderen, erhellt anhand des Schicksals einer minderjährigen schwangeren, von ihrem Liebhaber verlassenen jungen Frau. Unser Buchtipp*: Joachim Meyerhoff: Man kann auch in die Höhe fallen. Dieser Autor bringt es fertig, eine bedrohlich anmutende Gesundheitskrise im Zuge der Folgen eines Schlaganfalls mit umwerfender Komik zu erzählen. Und dies nicht nur aufgrund seiner hypochondrischen Neigungen, sondern indem sein tief verunsicherter Ich-Erzähler zu dessen 86jähriger, putzmunteren umtriebigen Mutter, die er in seiner Not aufsucht, einen köstlichen Kontrast erzielt. Im Sachbuch-Tipp Unbedingt lesen, wenn ...wiederum bietet die renommierte klinische Psychologin und Erfolgsautorin Dr. Julie Smith zahlreiche Kniffs und Tipps, sich aus alltäglich wiederkehrenden Misslichkeiten zu lösen, den Fokus auf das zu lenken, was uns guttut. In Voices FOR FUTURE! lesen Sie diesmal einen Beitrag zum Thema Würde in Zeiten ihrer Verletzlichkeit.
*Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten.
Wegzehrung
NEWSLETTER www. schreibfertig.com Kleinefeine Schreibschule für Jung & Alt März 2025
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
Nichts ist absolut. Alles ändert sich, alles bewegt sich, alles dreht sich, alles fliegt ...
Frida Kahlo
Wenn es nur eine einzige Wahrheit geben würde, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen. Pablo Picasso
für die schreibende Zunft mag die Frage nach der Wahrheit eine der spannendsten sein. Belebend hier auch die Ansicht Bildender Künstler wie Frieda Kahlo oder Picasso, wonach keine Wahrheit absolut, ein jeder seine eigene, individuelle sprich unteilbare Wahrnehmung zu kreieren scheint.
Dies korrespondiert mit einem bemerkenswerten Gespräch zwischen einem Urlauber und der buddhistisch geprägten Betreiberin eines kleinen Dorfladens in dem Roman der irischen Schriftstellerin Roisin Maguire, Mitternachtsschwimmer (2024). Während der Urlauber draußen auf die Straße eine Gefahr wittert, weist die Dorfladenbetreiberin ihn darauf hin, dass ‚der wahre Feind im Inneren laure, es keine irdische Gefahr gebe‘. Und wenn man akzeptiere, dass die Welt, die wir wahrnehmen, nicht der Wirklichkeit entspräche, sondern eine Projektion unseres Verstandes sei*, hätte man es selbst in der Hand, sich zum Beispiel kein Leid auszudenken, sondern offen zu sein für das, was das Leben an uns heranträgt, ohne in der Regel einschränkende Bewertung. Der Urlauber, traumatisiert vom kürzlichen Tod seines kleinen Sohnes, ist bestürzt, demnach hätte er sein Leid erfunden.
Das Wissen um die Relativität der Wahrheit hat eine entlastende Wirkung und mag gerade uns Schreibenden ungeahnten Gestaltungsspielraum eröffnen. Vor der schmerzhaften Wahrheit wiederum angesichts des Verlusts eines geliebten Menschen ist keiner gefeit. Alles gehört zur Fülle des Menscheins, erkunden wir es weiter fort und schreiben darüber! In diesem Sinne wieder
herzlich, Ihre/Eure erf
fanger & fanger
schreibfertig.com
* Siehe hierzu auch Es gibt keine Materie (2012) des Physikers und alternativen Nobelpreisträgers Hans-Peter-Dürr.
Neues aus unserer Website: Unter Offene Schreibgruppen online und Aktuell finden sich alle Infos & Termine. Diesen Februar gibt die vielfach begabte Klavierlehrerin, Pianistin und Buchautorin, Katja Fink, in der Poet’s Gallery Ihre so witzig wie inhaltlich erfrischend unkonventionell erzählte Geschichte „Die Stadt der langen Nasen“ zum Besten. Unser Buchtipp*: Lucy Fricke: Das Fest. Der schmale, so vergnügliche wie philosophisch grundierte Roman – eigentlich eine Novelle – über das Älterwerden zählt laut Literaturredaktion des Deutschlandfunk zu den zehn besten deutschen Romanen 2024. Darin will Protagonist Jan unter keinen Umständen seinen 50. Geburtstag feiern. Dass aus dieser Art Kapitulation völlig überraschend eine Feier des Lebens, seines Lebens, wird, ist in erster Linie Jugendfreundin Ellen zuzuschreiben. Die rückt mit großer Einkaufstasche an, darin auch Champagner und Geburtstagskerzen, gefolgt von diversen Begegnungen mit Weggefährten, die sich wundersamen Zufällen zu verdanken scheinen ...
*Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten.
Wegzehrung
NEWSLETTER www. schreibfertig.com Kleinefeine Schreibschule für Jung & Alt Februar 2025
Mit den Geschichten, die wir uns erzählen, erschaffen wir die Welt. Wenn du
in der Welt etwas verändern willst, musst du andere Geschichten erzählen.
Michael Margolis *1939, †2023, US-amerikanischer Schauspieler
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
warum erzählen wir überhaupt Geschichten. Sartre meinte, weil wir ‚alles im menschlichen Leben durch Geschichten verstünden‘. Insofern stellt jede Geschichte auf ihre ganz eigene Art, und sei es lediglich zwischen den Zeilen, Fragen an das Leben. Im Zuge des Erzählens von Geschichten vergewissern wir uns sozusagen unserer Existenz.
Wenn wir andererseits, wie oben proklamiert, durch das Erzählen von Geschichten die Welt erst erschaffen, lohnt es womöglich, näher draufzuschauen, was für Geschichten wir uns erzählen. Welchen Blick richten wir auf die Welt. Und wie kann es uns gelingen, aus genormten Wahrnehmungsmustern auszubrechen und offen zu sein für neue Sichtweisen, die es uns ermöglichen, tatsächlich, wie in der Präambel vorgeschlagen, ‚andere Geschichten zu erzählen‘. Geschichten etwa, wo die Seiten wechseln, die Blickrichtung sich ändert, die dadurch ihren Beitrag – und sei er noch so klein – zu einer veränderten Sichtweise leisten.
Gekonnt hat dies Ende letzten Jahres Martina Hefter in Hey guten Morgen, wie geht es dir demonstriert. Erzählt wird aus dem komplizierten Alltag eines Künstlerpaars, sie Tänzerin und Performance-Künstlerin, er ein an den Rollstuhl gefesselter Autor. Allein schon von der Namensgebung her, sie Juno, er Jupiter, fallen die beiden verheißungsvoll aus dem Rahmen. Die beschwerlichen Auflagen einer solchen Konstellation werden mit Witz, manchmal auch Wut, aber mit immer wieder überraschenden Wendungen in poetischer Sprache, federleicht, ohne zu beschönigen, zum Besten gegeben.
„Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält“, so Max Frisch.
Welche Geschichten haben wir uns erfunden, spüren wir dem einmal nach ...
In diesem Sinne wieder herzlich, Ihre/Eure erf
fanger & fanger
Unter Offene Schreibgruppen online und Aktuell finden sich alle Infos & Termine. Das Jahr 2025 in der Poet’s Gallery eröffnet mit Katja Wüstenhöfer eine starke weibliche Stimme – Lyrik, der Stille abgelauscht, geerdet und von erotischer Kraft. Unsere Buchtipps*: Martina Hefter: Hey guten Morgen, wie geht es dir?, wofür die Autorin den Deutschen Buchpreis erhalten hat. So fantasievoll wie poetisch, witzig und originell, dabei nicht ohne Tiefgang und nur zu empfehlen. Außerdem, gerade richtig zum Jahresbeginn, Stefanie Jacksch: Über das Helle. Radikale Zuversicht in herausfordernden Zeiten. *Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten.
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Wir sind so sehr verraten,/von jedem Trost entblößt./
In all den schrillen Taten,/ist nichts, das uns erlöst.
Werner Bergengruen *1882, †1964
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
von frappierender Aktualität muten die obigen Verse der Präambel an, ein Aufschrei, und man wundert sich, dass der Autor aus dem vorletzten Jahrhundert stammt. Es ist die erste Strophe des Gedichts „O komm, Gewalt der Stille“, Art Anrufung derselben. Nicht von ungefähr lauten auch die beiden letzten Verse der zweiten Strophe Wir wollen den Klang des Schweigens,/das uns erschaffen hat. Mit Wucht wiederum postuliert die dritte und letzte Strophe Gewalt und Gier und Wille/der Lärmenden zerschellt./Oh komm, Gewalt der Stille,/und wandle diese Welt.
Einmal mit Abstand die globale Lage betrachtet, könnte man meinen, wir sind mit unserem Latein am Ende. Umdenken fordern die einen, der Vernunft gemäß und wie folgt von Kant formuliert, ‚raus aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, Gedankengut der Aufklärung. Im Gegensatz dazu der Appell Bergengruens, der eben gerade nicht auf das Denken, sondern auf Stille setzt und in ihr das Potenzial erkennt, die Welt zu wandeln. Dies steht letztlich dafür, nach innen zu gehen, steht für Meditation, Kontemplation. Und während das Denken auf Unterscheidung der Dinge beruht in einer Welt, die auf Dualismus basiert – richtig /falsch, gut/böse –, geht es bei einer eher meditativen Sicht um die Überwindung eines solchen Dualismus. Hierbei ist wiederum weniger Erkenntnis von Belang, als vielmehr die Erfahrung, die Erfahrung nämlich eines einheitlichen Raums, in dem alles in permanenter Bewegung miteinander verbunden ist. Dies übersteigt unser Verstandesbewusstsein, ist überdies verknüpft mit Gefühlsebenen, die gleichwohl ein erheblich weiteres Erfahrungsspektrum bieten.
Es kann nicht Anliegen sein, Denken, Verstandesbewusstsein und meditative Zugänge zur Wirklichkeit gegeneinander auszuspielen. Vielmehr gilt es, in beiden Modi die Ressourcen zu erkennen und ihr Potential zu nutzen. Siehe hierzu auch Gert Scobel https://youtu.be/URuORWBzK30?si=K6w5CV7gYVXuMfBy
Schreiben ist das Medium, in dem beides zum Tragen kommt – Logik, logos=Wort –, und die Stille, das nach innen lauschen, zu spüren ... Schreib dich in den Wandel JETZT!
Mit hellen Wünschen für 2025, Ihre/Eure erf
*Ob in der Bibel – Zwölf Apostel, aber auch in den meisten anderen Religionen, ob im Volksglauben, in den Kulturen der Welt, in der Astrologie – Zwölf Tierkreiszeichen, ob in der Musik – Frédéric Chopin, Zwölf Etüden, Arno Schönberg, Zwölftonmusik, in allen möglichen Bereichen gilt die Zwölf als Konstante und damit zugleich als Verbindung stiftendes Element.
fanger & fanger